„Strategieberater für Marken und Kommunikation“ – so bezeichnet Tim seinen Beruf auf seinem LinkedIn-Profil. Wenn man ihn jedoch auf Partys trifft, sagt er meist einfach: „Ich bin Werber.“ Nach einer Ausbildung zum Werbekaufmann – heute bekannt als Kaufmann für Marketingkommunikation – sowie einem Studium der Soziologie, Politik und Kommunikationswissenschaften und über 25 Jahren Erfahrung in der Werbebranche weiß er genau, worauf es in der Markenstrategie ankommt. Im Interview erzählt er unter anderem, warum er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat und welches Projekt seitdem sein spannendstes war.
Was ist Deine Geschäftsidee, wie bist Du darauf gekommen und wann bist Du gestartet?
Ich war über 20 Jahre angestellt und habe immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, mich selbstständig zu machen. Bin aber immer wieder zurückgeschreckt, weil ich mir das nicht zugetraut habe. Dann wurde mir gekündigt, weil ein großer Kunde abgesprungen ist. Und als ich gemerkt habe, dass ich in meinem Alter in der ewig jugendlichen Werbebranche auch nicht mehr so wirklich gefragt bin, habe ich das einfach als Zeichen des Universums gesehen und gesagt, dass ich das jetzt einfach mal probiere.
Was genau bietest Du wem an?
Im Prinzip mache ich das, was ich immer schon gemacht habe: Ich berate Marken bei ihrer Marken- und Kommunikationsstrategie. Ich kläre, welche Ziele sie haben, wo sie aktuell stehen, und entwickle dann Optionen, wie sie diese Ziele erreichen können. Hört sich erstmal simpel an, umfasst aber eine ganze Menge unterschiedlicher Tätigkeiten. Herausfinden, was die Probleme sind, welche man mit Kommunikation überhaupt lösen kann, Marktforschung, Datenanalyse, kreatives Denken, logisch argumentieren, und vieles mehr.
Ich arbeite sowohl für Agenturen als auch für Unternehmen. Oftmals eher kleinere Agenturen und Unternehmen, denn die können sich meist keine Strategen wie mich in Vollzeit leisten bzw. haben nicht die Aufträge, um mich damit auszulasten. Mir macht das echt sehr viel Spaß, weil es ein sehr schnelles und direktes arbeiten ist.
Was war bisher Dein spannendster Auftrag/Projekt?
Da gab es schon echt einige spannende. Ich arbeite zum Beispiel für einen Chiplogistiker. Das ist eine Branche, von der ich gar nicht wusste, dass sie existiert. B2B Geschäft. Im Prinzip sind das Unternehmen, die Chips für andere Unternehmen kaufen, sehr lange lagern, bei Bedarf auch programmieren und an die Hersteller von allen möglichen Produkten ausliefern. Und Chips sind ja heute überall drin. Super spannend, was die machen, wie das funktioniert und vor allem, welche Rolle Kommunikation in diesem B2B Geschäft spielt.
Was waren bisher die größten Herausforderungen für Dich in der Selbstständigkeit?
Ich hätte gedacht, dass Kundenakquise meine größte Herausforderung wird. Aber glücklicherweise musste ich gar nicht so viel Akquise machen, sondern wurde meistens von ehemaligen Kollegen und Kunden kontaktiert.
Die größte Herausforderung ist für mich eigentlich immer noch das ganze Thema Buchhaltung, Steuern und auch Projekt- bzw. Kapazitätsmanagement. Darum musste ich mich nie kümmern, deswegen hatte ich keine Ahnung, was mich da alles erwartet. Aber es macht auch Spaß, neue Dinge zu lernen, die man eigentlich gar nicht lernen wollte.
Inwiefern war die Beratung der .garage hilfreich?
Super hilfreich. Ohne die Beratung und das Coaching hätte ich das nicht hinbekommen. Diese ganzen Formulare schüchtern einen schon ziemlich ein. Da jemanden zu haben, der einem das Gefühl gibt, dass alles nicht so dramatisch ist, hat schon viel Stress aus dem Prozess rausgenommen.
Was sind die wichtigsten (Software)-Tools für Deine Arbeit?
Zeiterfassung ist ganz wichtig für mich, weil ich für unterschiedlichste Kunden teilweise parallel arbeite. Das gut zu dokumentieren und die Daten direkt in die Buchhaltungssoftware zu geben, um mit ein paar Klicks Rechnungen zu erstellen ist total gut.
Diverse KI Tools sind für mich als jemand, der gerne im Team denkt, total hilfreich, weil ich als Selbstständiger oft ja kein Team habe und dann mit der KI einfach mal Ideen-Ping-Pong spiele. Dafür habe ich mir mittlerweile sogar unterschiedliche Typen angelegt. Je nachdem, welche Art von Input und Austausch ich gerade suche. Das ersetzt zwar nicht den persönlichen Austausch, aber es ist ein ganz hilfreiches Tool.
Was sind Deine aktuellen Pläne und was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Das mit der Work-Life-Balance würde ich gerne etwas bessern hinbekommen. Ich arbeite wahnsinnig gern und mute mir oft auch etwas zu viel zu. Interessanterweise habe ich aber, obwohl ich teilweise mehr arbeite als früher, viel seltener das Gefühl, ausgebrannt zu sein.
Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen mal auszuprobieren, das was ich mache vielleicht für ein paar Monate aus Spanien oder einem anderen Land zu machen. Insbesondere im Winter, wenn es hier immer so dunkel ist.
Was ist für Dich das Schönste an Deinem Job?
Ich war immer schon sehr ehrlich in meinen Analysen und Empfehlungen. Das kam nicht bei jedem gut an. Jetzt ist es so eine Art Superkraft für mich geworden. Ich kann das, was ich mache, nur dann richtig gut machen, wenn ich offen und ehrlich sein kann. Und das sage ich auch meinen Kunden. Das ist auch irgendwie eine Art Filter. Wer jemanden sucht, der alibimäßig etwas argumentieren soll, für den bin ich dann nicht der Richtige. Und das ist auch total okay.
Was möchtest Du anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?
Es ist nicht so schwer wie man denkt, aber auch nicht so leicht wie man meint. Und es gibt da draußen so viele Selbstständige, die wirklich gerne mit Tipps und Tricks unterstützen. Sucht euch eine Community, mit der ihr euch regelmäßig austauscht. Meine Erfahrung ist, dass alle ähnliche Probleme haben, nur zu unterschiedlichen Zeiten. Und die meisten Selbstständigen sind super hilfsbereit.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Tim Keil ist auch hier zu finden:
- Website: timkeil.de
- LinkedIn: Tim Keil
