.garage Gründerportrait Yannick Hermann

Yannick Hermann, Co-Founder und CEO von Bricks

Vom Abitur in Baden-Württemberg über ein Wirtschaftsrechtsstudium in Mecklenburg-Vorpommern bis hin zum eigenen Unternehmen in Hamburg – Yannick Herrmann hat bereits einige spannende Stationen hinter sich. Während seines Studiums engagierte er sich im Vorstand der European Law Students Association (ELSA) und übernahm später sogar den Vorsitz. Berufserfahrung sammelte er bei Ernst & Young im Bereich Forensic & Integrity Services, wo Themen wie Wirtschaftskriminalität und Compliance zum Tagesgeschäft gehörten. Heute bündelt er juristisches Fachwissen, Organisationstalent und Unternehmergeist in Bricks. Im Interview verrät er, was das Unternehmen besonders macht und welche Pläne er für die Zukunft hat.

Was ist Deine Geschäftsidee, wie bist Du darauf gekommen und wann bist Du gestartet?

Bricks ist eine mobile Job-Plattform, die speziell für „Anpacker-Jobs“ entwickelt wurde, aktuell mit Fokus auf Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel. Unser Ziel ist es, Betrieben den Zugang zu geeignetem Personal zu erleichtern – einfach, schnell und ohne komplizierte Prozesse. Gleichzeitig wollen wir arbeitssuchenden Menschen – besonders solchen, die gerne anpacken – einen einfachen Zugang zu passenden Jobs ermöglichen, ganz ohne klassische Bewerbungshürden und so innovativ wie möglich.

Die Idee entstand aus der Arbeitssuche meines kleinen Bruders. Er selbst ist diagnostizierter Asperger-Autist mit Leserechtschreibschwäche. Er hatte unfassbare Schwierigkeiten bei der Jobsuche und so habe ich begonnen mir strukturierte Gedanken zu machen, wie man die Jobsuche denn grundlegend neu erfinden könnte.

Gestartet mit den ersten Überlegungen habe ich im Mai 2024. Knapp ein bis zwei Monate später habe ich meinen heutigen Mitgründer Stephan eingeweiht. Bis Februar 2025 habe ich das Projekt nebenberuflich, neben meiner Tätigkeit als Berater bei EY hochgezogen. Das war allerdings auf Dauer weder psychisch noch physisch konstant möglich, weshalb ich mich dann für die Selbstständigkeit entschieden habe.

Was genau bietest Du wem an?

Mit Bricks bieten wir zwei zentrale Leistungen:

  1. Für Arbeitgeber*innen (z. B. Cafés, Restaurants, kleine Läden, Hotels):
    Die Möglichkeit, im Jahr 2025 kostenlos Stellenanzeigen zu schalten und Bewerbungen direkt per App zu empfangen. Ab 2026 dann für einen kaum erwähnenswerten Betrag. Und auf Wunsch übernehmen wir sogar die Erstellung und Veröffentlichung der Anzeige. Ziel: weniger Aufwand, schnellere Besetzung, keine Bürokratie.
  2. Für Jobsuchende (besonders 16–35 Jahre):
    Die Möglichkeit, sich mit einem „Swipe“ auf Jobs in ihrer Nähe zu bewerben, ohne Lebenslauf, ohne Anschreiben (wie auf Tinder). Alles mobil, transparent und auf die Realität im Alltag zugeschnitten.

Kurz gesagt:
Bricks ist die einfachste Verbindung zwischen denen, die arbeiten wollen, und denen, die dringend Unterstützung brauchen.

Was war bisher Dein spannendster Auftrag/Projekt?

Spannend sind sie immer! Eventuell am bemerkenswertesten war eine Anfrage eines Transporteurs für Dixi-Toiletten. Er suchte dringend Unterstützung, wusste allerdings nicht, wo man eine solche Stelle ausschreiben könne. So war es schnell verdientes Geld für die gefundene Unterstützung und genau der Support, den der Unternehmer benötigt hatte.

Ansonsten haben wir natürlich immer öfter Anfragen von verschiedensten Unternehmen, aktuell besonders aus der Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel.

Was waren bisher die größten Herausforderungen für Dich in der Selbstständigkeit?

Die richtige Balance zwischen allen Aufgaben zu finden und Prioritäten korrekt zu setzen. Wer ist für welche Aufgaben verantwortlich? Was wird damit umfasst? Wann ist was zu erledigen? Zuerst Marketing? Sales? Product Development? Investor Relations? Programmierung? Das hat eine ganze Zeit gedauert, um die richtigen Abläufe und den passenden Rhythmus zu finden.

Inwiefern war die Beratung der .garage hilfreich?

Innerhalb des ganzen Trubels rund um die Gründung hatte ich konstant Sorgen, ob mein Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit genehmigt wird. Ohne Vorerfahrungen inkl. einer gewissen Abneigung gegenüber Bürokratie war es für mich eine unfassbare Unterstützung und bestmögliche Vorbereitung auf jegliche Anträge und mir wurden doch auch einige Sorgen abgenommen.

Was sind die wichtigsten (Software)-Tools für Deine Arbeit?

Puh, da kommen schon einige zusammen und es kommt auch ein bisschen auf die Tätigkeit an:

  • Marketing: CapCut; Canva; ChatGPT+
  • Vertrieb: Brevo; Freshsales; ChatGPT
  • User Interface & Experience Design: Figma

Ansonsten natürlich die klassischen Microsoft Office-Anwendungen wie Excel, Word, PowerPoint & Teams.

Was sind Deine aktuellen Pläne und was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Neben meinen sportlichen Zielen, möchte ich mich in Themen weiterbilden, die vermutlich eher wenig mit meiner Tätigkeit zu tun haben. Ansonsten belaufen sich meine Pläne darauf, dass wir mit unserer App (bald auch WebApp) so vielen Menschen und Betrieben wie möglich helfen können, einen Job bzw. gutes Personal zu finden.

Ab 2026 möchte ich es schaffen, dass wir als kleines Team von unserer Tätigkeit leben können. Am besten wäre es, wenn wir bereits im Jahr 2026 in weitere Städte kommen könnten, um auch dort noch weiteren Menschen und Betrieben helfen zu können!

Was ist für Dich das Schönste an Deinem Job?

Neben manchen Cold Calls, die weniger positiv verlaufen, ist es für mich eines der schönsten Gefühle, Eigentümer*innen und Personalverantwortlichen von kleinen Betrieben wirklich weiterzuhelfen. Das merkt man dann, wenn sie wirklich gefühlt heilfroh sind, dass man sich bei ihnen gemeldet hat. Ein Lächeln bei anderen Menschen auszulösen, welches durch die eigene, selbstständige und vor allem selbstbestimmte Arbeit kommt. Das macht mich immer wieder glücklich.

Was möchtest Du anderen Gründerinnen und Gründern mit auf den Weg geben?

Ich denke, die größte Hürde ist es, einfach zu starten. Viele Leute möchten erst den perfekten Plan vor sich liegen haben, um ihn dann auszuführen. Das Problem ist, dass kein perfekter Plan existiert. Selbst mit einem theoretisch perfekten Plan, würden dennoch unvorhergesehene, unkontrollierbare Ereignisse auftreten, die den Plan wieder obsolet machen könnten.

Ab einem gewissen Punkt muss man die selbst antrainierte Angst vor Imperfektion loswerden und einfach starten. Solange man aus Fehlern lernt und das Gelernte umsetzt, wird das Scheitern immer unwahrscheinlicher – auch wenn man es zunächst nicht erkennt.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

Yannick Hermann und Bricks sind auch hier zu finden: